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Dienstag, 4. Oktober 2011

Kathy Leen - einfach scheen ...

Noch einmal Freitag - im Italienischen Dörfchen
war Reinhard Heinrich 

Kathy Leeen /foto: facebook
Der Dresdner geht gerne noch einmal nachgucken, ob das auch wirklich wahr ist, was er gesehen hat. Und es ist wahr: Dass man am Freitagabend im Italienischen Dörfchen seine Zeit nicht vertrödelt sondern sinnvoll, mit höherer Bildung - und höherem Blödsinn - verbringt. Als zweite Aufführung am neuen Ort wurde die "Kulturperle" Kathy Leen mit ihrem Programm Odole mio präsentiert. Ihren richtigen Namen muss nur wissen, wer an der Musikhochschule den Unterrichtsraum von Frau Kathleen Göhler-Echterhoff (Gesang) sucht, aber darüber sind wir als Publikum hinweg. Wir können schon alles und Kathy Leen überzeugt sich und uns gern davon mit ihnen MMN = MitMachNummern.
Denn es ist ein klassisches Nummernprogramm und Kathy Leen ist ihr eigenes Nummerngirl. Sie hat auch ihren eigenen Music-Boy am Klavier dabei, Holger Miersch, mit verhaltenem Respekt "Herr Miersch" genannt. Vermutlich, damit er sich von den verbalen Schlägen erholt, die sie ihm verpasst, damit das Publikum nicht alles alleine abkriegt. Was ich nicht verstanden habe: Wozu braucht diese hervorragend ausgebildete Diplom-Sängerin in dem gut überschaubaren Saal eigentlich ein Mikrofon? Bei der Zugabe - im schönsten Operetten-Ungarisch - ging es ja schließlich auch.
Schlag auf Schlag trifft sie anwechselnd Herz und Zwerchfell des Publikums. Und das hat Methode. Ihr Programm ist durchdacht und anrührend, ein Stück Kabarettgeschichte. Man ahnt noch die leise Anwesenheit von Otto Reutter und hört natürlich Georg Kreisler heraus - weil er dabei ist.
Die bewährte - noch aus Zeiten des Absolutismus stammende - "Städtepartnerschaft" Dresden-Wien bedient Kathy Leen mit Cissy Kraners "Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn" - still korrespondierend mit Odol und Chlorodont.
"Odole mio!" - das satirische Liederprogramm zu den sächsischen Erfindungen - ist nicht so schrecklich neu, aber ein gut erdachtes - und perfekt genutztes - Transportmittel für feinste sächsische Brett'l-Kultur - und durchaus würdig, hin und wieder in der sächsischen Residenz höchstselbst aufgeführt zu werden. Bildungsreisende nach Dresden sollten es keinesfalls versäumen.

Mittwoch, 28. September 2011

Gelungene Premiere: Comedy im Italienischen Dörfchen

Dresdner Comedy & Theater Club startet mit Matthias Machwerk
von Reinhard Heinrich 
Das vollbesetzte "Dörfchen" /Foto: Heike Jack
Nun hat es der Dresdner Comedy & Theaterclub geschafft: Ein (so gut wie) eigenes Theater am Theaterplatz. Zwischen Theaterkahn und Semperoper - und obendrein noch in "des Dresdners guter Stube".
Generationen von Dresdnern verbinden mit dem Italienischen Dörfchen Erinnerungen an Jugendweihen, Hochzeiten, kurzum "Gesellschaften" aller Art. Hier sitzt der Dresdner "zu Hause" (oder "dorheeme") - aber nicht in Filzlatschen. Das "Dörfchen ist etwas für Freitagabend, ein bisschen in Schale - aber immer noch bequem - und vor allem entspannt. Was der Architekt Erlwein 1912/13 für die Bürger entwarf - umgeben von lauter Hof-Architektur, und keineswegs unterwürfig sondern selbstbewusst - dient seit dem vorigen Freitag auch wieder der Unterhaltungskunst im besten Sinne. Dass gutes Essen und Trinken dazu gehören, freut natürlich den Wirt - und die Gäste. Heike Jack mit ihrer Agentur Kulturperlen bietet dort ein abwechslungsreiches Programm, das sich als "Geheimtipp" von der Neustadt über Barococo und Secundogenitur nun direkt da hin verfügt hat, wo tagsüber der Tourist verpflegt wird und abends der Dresdner genießt.

Matthias Machwerk /Foto: Heike Jack
Die Mischung machts. Nicht jeder muss immer mitbrüllen, wenn zur Premiere der Kabarettist Matthias Machwerk seine brüllend komischen Pointen ins Publikum schleudert. Dabei macht er seine letzte Drohung - ein Megaphon auf dem Beistelltisch - noch nicht einmal wahr. Er sticht und bohrt am Intellekt des Publikums -  auch durchaus erfolgreich, die Pointen sitzen eine wie die andere. Und völlig richtig trifft er glasklare Aussagen über Frau und Mann - sowie die beiden Gehirnhälften. Vielleicht sollte er sich aber noch eine zweite Bühnen-Hälfte zulegen. - oder auch nur ein alter ego für die Bühne. Da er keine Frau ist, kann er sich selbst nur schwer widersprechen - und zwei Stunden Programm ohne Widerspruch  sind eben mühsam.

Bianka Heuser. /Foto: Heike Jack, Agt. Kulturperlen

Erfreuliche Aufmunterung gleich zu Beginn: Auf die Bühne trat, fast wie ein wenig verlegen, Bianka Heuser und rezitierte ohne große Umschweife einfach mal den Hasen im Rausch von Segej Michalkov. Wer den nicht kennt ist selber schuld! Gelegenheiten zum Schließen solch unverzeihlicher Bildungslücken - oder auch nur einfach wieder daran erfreuen - bietet das Programm "Kaviar, Sex und Russisch Brot", woraus die Schauspielerin eine vergnügliche Kostprobe gab. Dass hier auch noch "Tschechow, Sostschenko u.a. Delikatessen" angekündigt werden, bestätigt nur die Erwartung eines zünftigen Freundschaftstreffens mit der russischen Kultur, die in Dresden spätestens seit Fürst Repnin-Wolkonski immer ein wenig zuhause war.

Samstag, 24. April 2010

"Morgen war's schöner"

Eine Feier "für sich"
von Reinhard Heinrich 
Unter dem Titel "Morgen war's schöner" feierte am vergangenen Dienstag, dem 20. April in Kleinen Haus das legendäre Dresdner Kabarett "Die Herkuleskeule" ihren Intendanten Wolfgang Schaller (Bild rechts) - mit einer Premiere, die es in sich hatte. Die Feier galt dem 70.Geburtstag sowie dem 40. Berufsjubiläum des Intendanten und Hausautors. (Anklicken und das Buch kaufen!!!) 
Gekommen waren viele, die im Laufe der Jahre mit Schallers Hilfe (als Publikum) gelernt hatten, zu "lachen, wo es zum Heulen nit reicht". Und so ziemlich alle seine Schüler, Jünger, Nachfolger und vielleicht sogar (freundliche) Neider, die auf der Bühne dieses subversive Lachen bei anderen auslösten, wann immer es nötig und erfolgversprechend war.
Folgerichtig saßen im Publikum Olaf Böhme, Uwe Steimle, Wolfgang Stumph, um stellvertretend drei Namen zu nennen. Im übrigen war der Saal des Kleinen Hauses ausverkauft - nichts ging mehr.
Sieben Herkules-Keulenschwinger und die drei Musiker gaben alles, mehr ist zur Aufführung nicht zu sagen - außer vielleicht: Sie waren sich einig mit dem Autor/Intendanten wie mit dem Publikum, daß - frei nach Karl Valentin - die Zukunft früher auch besser war. Was also nicht neu ist. Neu war die Schärfe der Ansage, neu war die überzeugende Lebendigkeit mancher Nummer, die glatt von der Straße weg geholt schien. Tucholsky meinte, die Zeit schreie nach Satire - für Schaller ist sie es bereits. Rauf auf die Bühne damit, dazu ein paar helle Scheinwerfer - und das Überflüssige weggestrichen, der banale Rest   i s t   Satire. Und Schaller hat das Werkzeug, sie aus der Realität  herausfiltern. So einfach - wie Klavierspielen. Einfach im richtigen Augenblick die richtigen Tasten treffen.

Ich bekenne, mich bei der anschließenden Premierenfeier an Schallers echt sächsischem Hackepeter gütlich getan zu haben. Das wäre keiner Erwähnung wert, wenn der Bäcker nicht die Brötchen dazu in Form kleiner handlicher HERKULESKEULCHEN gebacken hätte. Sehr knusprig die vielen kleinen  Stachelspitzen - man konnte die Stiche auf der Zunge spüren. Schöne Erinnerung an Zeiten, da solche Spitzen noch Regierende als tief verletztend empfanden.* Es war unvergeßlich. Und da Schaller ja noch jung ist (wie man sehen konnte), bestelle ich schon heute eine Karte zur nächsten Premiere gleicher Art - in 10 Jahren. So ausverkauft, wie diese war ...
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* Der Satz ist absichtlich zwiefach verstehbar. 

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