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Montag, 10. Juli 2017

Zirkus und Traditionen

En Voyage - ein Zirkus war in Dresden

Vorbemerkungen

Wenn in Dresden ein Zirkus auf der Cocker-Wiese steht, dann ist das einen Anknüpfung an einige sehr alte Traditionen. Einerseits, was Dresden betrifft und andererseits, was den Zirkus betrifft.
Zirkus, das hieß bis zum 13. Februar 1945 für Dresdener hauptsächlich Sarrasani in der inneren Neustadt, das “Cirkus-Theater der 5.000”, erbaut vom sehr erfolgreichen früheren Dressur-Clown Hans Stosch-Sarrasani senior. Unter diesem Prinzipal arbeitete auch Otto Sailer-Jackson als Tierlehrer, der allerdings im Februar 1945 bereits Zoo-Inspektor, mit dem Geschäftsführer gemeinsam die Aufgaben des für den “Endsieg” zur Wehrmacht einberufenen Direktors erfüllen musste. Otto Sailer-Jackson, ein Schweizer Bub mit frühzeitiger Erfahrung als Präparator und Tierfänger, lernte bei Carl Hagenbeck die zahme Dressur von Wildtieren - ohne Peitsche, Revolver und Gebrüll. Carl Hagenbeck hatte sie 1890 in seinem Zirkus in Hamburg eingeführt, wobei ein großer Teil des Publikums natürlich nach wie vor den todesmutigen Dompteur in Angesicht der Bestien sehen wollte.
Otto Sailer-Jackson nannte sich jedoch offen und (selbst-)bewusst “Tierlehrer“. Er billigte dem Tier eine Individualität zu und übte keinen Zwang aus, um Tiere zu Kunststücken zu bringen. Gerade der natürliche Spieltrieb von Großkatzen bot ihm eine Fundgrube an Möglichkeiten. Wieder zu sehen war in der DDR die zahme Dressur bei Hanno Coldam (“Löwenrasur”) und der Dresdnerin Ursula Böttcher (NPT, weltweit erste und bisher einzige Frau, die Eisbären präsentierte, u.a. “Todeskuss”, “Tanz mit dem weißen Riesen“ - Böttger war nur 1,58m “groß“.

Einem Löwen mit süßem Eischnee die Mähne (zwecks “Rasur”) zu beschmieren oder einem Eisbären einen Leckerbissen von Mund zu Maul zu überreichen - das geht nicht mit eingeschüchterten oder auch nur unwilligen Tieren. Otto Sailer-Jackson schrieb, solche Vorführung funktioniere nicht mit unwilligem Müssen sondern nur mit “freudigem Dürfen”. Natürlich neigen auch Tiere gelegentlich zu kleinen Flegeleien. Darin besteht die Kunst des Tierlehrers, mittels körpersprachlicher Kommunikation das Tier auf später zu vertrösten, wenn Jux und Tollerei wieder angebracht sind. Rudolf Born (“Mein Tiger Bombay”, nicht zu verwechseln mit dem Dresdener Bildhauer und Hochschullehrer gleichen Namens) oder Georg Weiß, (“Start in die Manege”) dessen gemischte Raubtiergruppe von Ursula Böttcher 1960 zunächst betreut wurde, hatten die “zahme Dressur in der DDR so weit etabliert, dass die öffentliche Meinung keine “wilde Dressur” mehr erwartete. An die Stelle von Sensation, Furcht und Schrecken traten Witz, Sympathie und Bewunderung für das harmonische Zusammenspiel zwischen Tierlehrer und dem Tier. Es wurden sogar die charakterlichen Eigenarten der Tiere, ob Phlegma, Spaß am Schabernack oder hohe Sensibilität zum Gegenstand der Vorführung gemacht. Jeder nach seinen Fähigkeiten, “Jedem nach seinen Bedürfnissen“. - sozusagen.

Dresden vor Ostern 2017

Die Zeiten haben sich geändert. Als im Frühjahr 2017 auf der Cockerwiese in Dresden der “Circus
Voyage” sein Zelt aufbaut, wird in kostenlosen Werbeblättern der Vorwurf der “Tierquälerei” vorbeugend abgefedert.

Das klassische Zirkusunternehmen brachte nach Dresden einen bunten Mix aus Artistik, Dressur und Clownerie unter dem zusammenfassenden Titel "Circus unter Wasser". Tatsächlich eine nasse Angelegenheit, bei der allerdings mehr Artisten abtauchten als Tiere. Selbst das Flusspferd "Yedi" kam trockenen Fußes in die Manege - sein Reisebassin konnte man nur in der Tierschau besichtigen. Dessen ungeachtet verdient der Zirkus Respekt. Er sieht sich als Tierheim für exotische Großtiere und kann tatsächlich mit Erfolgen in der Haltung aufwarten. Das ist auch notwendig, denn seit den 1980er Jahren wurden nach Deutschland keine Tiere mehr importiert.

Alle Tiere, die heute im Zirkus beheimatet sind wurden entweder im Zirkus geboren oder kamen vor dem Washingtoner Artenschutzabkommen noch als Waisen (u.a. wurden die Eltern durch Wilderer getötet) nach Europa.
Die Vorstellung zeigte auch, dass sich die Zirkus-Leitung fast mehr um die Tiere sorgt als um die
Zuschauer. Die ehrfürchtige Ernsthaftigkeit, mit der die Vorstellung zelebriert wurde, konnte auch der Clown - natürlich maritim - als Matrose kostümiert, kaum aufhellen.
Dem Zirkus ist einfach mehr Fröhlichkeit zu wünschen. Und die muss wahrscheinlich vom Personal ausgehen. Möglich ist Freilich, dass "Tierschützer" den Machern ein wenig die Suppe versalzen haben. Anscheinend sollen die in Zoo oder Zirkus geborenen Tiere "artgerecht"- in freier Wildbahn - ihr Leben beschließen. Dann hätte Yedi nur eine statistische Lebenserwartung von 45
Jahren statt von 49 Jahren  "im Joch der Arena". Die Zebras und Giraffen dienen bekanntlich draußen als Löwenfrühstück und Zirkuspferde gibt es in freier Wildbahn überhaupt nicht. Müssen wohl ausgestorben sein. Genau wie sämtliche Hundearten, die der Mensch noch immer in Sklaverei hält.
Mein Eindruck war, dass die Zirkustiere durchaus mit ihrem "Beruf" einverstanden sind.

Quellen:
Sailer-Jackson: “Löwen, meine besten Freunde”,
Von Ende: Circenses - Spiele auf Leben und Tod, Henschelverlag Berlin, DDR, 1988
Fotos: http://www.circus-voyage.de




Donnerstag, 26. April 2012

Heute vor 75 Jahren


Guernica nach 1937
http://en.wikipedia.org/wiki/Bombing_of_Guernica

Wenn Krieg zur Fortsetzung der Politik wird ...

von Dr. G. Dietmar Rode
Radebeul
Die spanische Stadt Guernica wurde am 26. 04. 1937 durch den Luftangriff der deutschen Legion Condor während des Spanischen des Bürgerkrieges zerstört. Die Piloten wurden u.a. in Dresden ausgebildet. Die Vorbereitung der Wehrmacht auf den Luftkrieg erfolgte nach 1933 auf dem Flughafen am Heller, wo die erste Luftkriegsschule Deutschlands entstand (ab 1935, Dresden-Klotzsche, Wetterwarte 10). 


Hitler schickte die damals modernsten Kriegsflugzeuge von Junkers, Heinkel, Dornier und Messerschmidt zur Unterstützung des Diktators Franco nach Spanien, um sie "im scharfen Schuss" zu erproben.

Dresden nach 1945
http://www.histografica.com/view.aspx?p=wqlonwu
Der Luftkrieg erreichte am Ende des Zweiten Weltkrieges auch Dresden, das von britischen und amerikanischen Bombenflugzeugen in Schutt und Asche gelegt wurde.


Wie sich doch die Bilder gleichen! Es gibt ähnliche Aufnahmen leider auch von aktuellen Kriegsschauplätzen. Aber heute bemühen sich diese beiden Städte um Versöhnung. (vgl. SZ 26.04.2012, S. 13)



Mittwoch, 17. August 2011

Der Rektor, der sich wählen liess

Dr. phil. Lothar Bisky wird heute 70 und alle guten Wünsche sind bei ihm!
von Reinhard Heinrich
Der Jubilar selbst als Gratulant in Dresden  -
zum 60. von  Christine Ostrowski 2005
Es gehört sich einfach, dass man einem anständigen Menschen alles Gute wünscht. Und wir tun es zu diesem Jubiläum um so lieber, als Lothar Bisky sich auch zu uns immer wieder als Mensch, als anständiger sogar, verhalten hat. Das hätte er, wie so viele andere in Positionen wie Parteivorsitz, MdB, Dozent an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, hochrangiger Film-und Fernsehprofessor der DDR (Rektor),  bekanntlich nicht nötig gehabt. So viele verhalten sich "standesgemäss normal". Lothar Bisky verhielt sich - nein, nicht wie einer von uns - sondern immer etwas mutiger - und etwas freundlicher, menschlicher, als er es "nötig" gehabt hätte. Wir schulden ihm Dank!
Er ließ sich von seinen Studenten und Mitarbeitern wählen, als noch die zuständige Kaderkommission der SED über die Nomenklatur glaubte wachen zu müssen. Sein Selbstbewusstsein hatte er wohl schon als  Jugendlicher und mehrfacher DDR-Meister in der Kartoffelernte auf eigene Leistung statt auf  Titel, Geschäftsordnungen, Programme oder Statuten gestellt. Sein Weg führte nicht vom Kreissaal über den Hörsaal in den Plenarsaal. Das Umsiedlerkind aus Pommern musste sich durchbeissen.

Freitag, 27. November 2009

Fund im Radeberger Stadtarchiv


 von Hawege
Eine Kommune sollte sich in ihren Entscheidungen grundsätzlich vom Festhalten an allgemeinen Grundsätzen leiten lassen. Sie muss sich daher mit ihren Personen freihalten von der Beeinflussung durch wirtschaftliche Vereinigungen und Interessenverbänden. Ziel dieser (kommunalen) Arbeit und das Streben muss diktiert sein vom Grundsatz "Das Wohl des ganzen Volkes".

Diese Sätze sprach im Dezember 1909 Dresdens Oberbürgermeister, Geheimrat Dr. Otto Beutler, auf dem Berliner Delegiertentag der Deutschkonservativen bzw. Deutschnationalen. Die Aussprache war gegen das Streben der Jungkonservativen angesetzt, um politische Ziele für die nahe Zukunft unter dem Leitantrag "Politische Parteien und wirtschaftliche Vereinigungen" zu formulieren.
Dr. Beutler dürfte der erfolgreichste Dresdener Oberbürgermeister der Moderne gewesen sein. Unter ihm wuchs Dresden zu einer Großstadt, in jenen Tagen (1909) wurde gerade das neue Rathaus gebaut, die Augustusbrücke erneuert und der neue Schlachthof entscheidend erweitert. Seine (!) neue Idee vom Oktober 1909, Dresden braucht einen festen Bau für den Zirkus. Beutler war von 1895 bis 1915 Oberbürgermeister.

Das vermeldete meines Wissens die marxistische Geschichtsschreibung nicht. Wobei ich meine These bestätigt fühle, dass sich vor dem 1. Weltkrieg noch viele politische Ansichten in der Kommunalpolitik ähnlich waren, ja teilweise über alle politischen Richtungen deckungsgleich waren. Eine kritische Reflexion der Kommunalpolitik von 1840 bis 1918 hat es bei den linken Geschichtsleuten nie gegeben, selbst Kuczynski kennt hier nur das Berliner Milieu (zur Erinnerung Preußen!)

Freitag, 20. November 2009

Wahlen 2009 in Dresden - Standpunkt der IDS

Standpunkt der IDS zum Ergebnis der LINKEN.Dresden bei den Wahlen 2009 in Dresden

I. Die Wahlergebnisse
Kommunalwahl am 07. Juni 2009
Die Ergebnisse der LINKEN bei der Kommunalwahl in Dresden setzen den rückläufigen Trend fort, der sich bereits bei der Oberbürgermeisterwahl abzeichnete. Damit blieb die Linke.Dresden mit 16,25 % mehr als 7 % unter den Ergebnissen der Kommunalwahl von 2004. Das ist beinahe ein Drittel Einflussverlust im Stadtrat.
Demgegenüber hat vor allem die FDP fast 5 % sowie die CDU 2,8 % hinzugewonnen, so dass sich eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses im Stadtrat nach rechts ergibt. Die Grünen konnten mit 3,4 % Zuwachs direkt von den Abwanderungen der Linken „profitieren“. Leider sind wieder auch die rechtsnationalen Kräfte im Stadtrat vertreten und haben in einzelnen Wohngebieten nicht geringe Stimmenanteile erhalten.
Fazit der Kommunalwahl ist, dass die Linke in Dresden nicht nur Prozente verloren, sondern einen deutlichen, lang wirkenden Bedeutungsverlust erlitten hat, in dem sie untergeht in einem Spektrum mehrerer Parteien mit ähnlichen Einflusspotential! Sie hat die ihr mit dem Kräfteverhältnis von 2004 zukommende gestaltende Rolle und Verantwortung nicht erfolgreich wahrgenommen. Im Vergleich zu 1994 mit 55196 Stimmen für die PDS hat die Linke 2009 nur 33744 Wähler (8 %) mobilisieren können.

Landtagswahl am 30. August 2009
Auch bei der LT-Wahl sind in Dresden Rückgänge von über 5 % auf 17,4% gegenüber 2004 zu verzeichnen., während es landesweit 3 % Stimmenverluste gab. Das zeigt, dass das Bild der Linken in Sachsen auch öffentlich einen negativen Trend hat, der offenkundig in politischen Aussagen und Stil der Landespartei gesucht werden muss. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass bei Bundestagswahlen das Stimmenpotential der Linken in Dresden über 65.000 Stimmen liegt. Der mit Parteitagsbeschluss angekündigte Politikwechsel in Sachsen mit einem linken Ministerpräsidenten an der Spitze hat sich als eklatante Fehleinschätzung der Wahlaussichten erwiesen.

Bundestagswahl am 27. September 2009
Die erste Bundestagswahl nach der Vereinigung der Linken hat zu einem deutlichen Wachstum der bundespolitischen Präsenz und Kompetenz der Linken geführt. Dazu tragen die politischen Akteure und bekannten Namen und Gesichter aus den alten Bundesländern maßgeblich bei. Hinzu kommt, dass die Linke gegenwärtig die einzige Partei ist, die die Sorgen der Benachteiligten der Gesellschaft deutlich ausspricht und in bundespolitische Forderungen formuliert. Damit ist die Rolle der Linken a priori auf fundamentale Positionen festgelegt, da eine Regierungsbeteiligung im Bundesmaßstab gegenwärtig ohnehin ausscheidet. Oskar Lafontaine verkörpert als Führungsfigur der neuen Linken diese Logik in besonderem Masse.
In allen Bundesländern ist somit ein deutlicher Wählerzugewinn für die LINKE um 3,2 % auf 11,9 % erreicht worden. Bereits 2005 war durch das gemeinsame Wahlauftreten von PDS und WASG dieser Trend mit einer Steigerung von 4 % (2002) auf 8,7 % (2005) wirksam geworden. Mit dem zweistelligen Wahlergebnis ist die Rolle der Linken als starke Oppositionskraft nachhaltig unterstrichen worden. Darüber hinaus zwingt dies die SPD ihre zukünftige Politik und Koalitionsüberlegungen auch an diesem Ergebnis zu orientieren
Der Wahltrend hat wie in allen Bundesländern auch in Sachsen und in Dresden, zu Stimmenzuwächsen gegenüber der Landtagswahl und Kommunalwahl geführt.
In Zahlen: Während in Dresden bei den vorhergehenden Wahlen zur Kommunalwahl 2004 - 23,8% und bei der Bundestagswahl 2005 - nur 19,7 % der wählenden Bürger für die Linke gestimmt haben, war das Verhältnis 2009 umgekehrt:
Kommunalwahl 2009 - 16,25%
Bundestagswahl 2009 - 21,12%.
Vergleicht man dagegen mit anderen Ländern und ostdeutschen Großstädten, so ist festzustellen, dass die Wahlergebnisse in Sachsen und insbesondere Dresden für die Linke deutlich ungünstiger ausgefallen sind:
In Sachsen wurde zwar eine Steigerung um 1,7 % von 22,8 % auf 24,5 % erreicht, die aber geringer als der Bundeszuwachs von 3 % ist und die durch die geringere Wahlbeteiligung um mehr als 50.000 Stimmen (!!) hinter 2005 (603.000 - 551.000) zurückbleibt.
Für Dresden gilt im Großstadtvergleich von 20 deutschen Großstädten über 300 000 Einwohner bzw. 11 ostdeutscher Großstädte über 100 000 Einwohner folgende Besonderheiten:
Dresden ist die Stadt mit dem höchsten CDU-Anteil. Sie liegt über 6 Punkte über dem Städtedurchschnitt. Dresden ist die Stadt mit dem niedrigsten SPD-Anteil. Sie SPD-Anteile liegen im Gebiet der alten Bundesrepublik um ein Drittel höher. Unter den ostdeutschen Großstädten hat Dresden den größten FDP-Anteil und (nach Jena) den größten Anteil bei den GRÜNEN.
- Die LINKE erzielt in Dresden unter den ostdeutschen Großstädten ihr schlechtestes Ergebnis. Mit 21,2 % wurde nur eine Steigerung um 1,5 % gegenüber 2005 erreicht. Absolut wurden sogar 4.000 Stimmen (!!) von rund 69.000 auf 65.000 eingebüßt.

Fazit der Bundestagswahl ist:
Das bundespolitische Gewicht der Linken ist sichtbar gewachsen, die gegenwärtig stark fundamentale Oppositionsorientierung ist durch die Wahl bestätigt worden. Der Bundestrend hat die Schwächen in Sachsen und vor allem in Dresden überdeckt; sie sind aber bei näherer Analyse unübersehbar geblieben.
Insgesamt sind die Wähler- und Positionsverluste der Linken.Dresden bei allen Wahlen gravierend! Dabei sind Verluste bei der unmittelbar zu verantwortenden Kommunalpolitik am größten und nehmen tendenziell zur Landes- und weiter zur Bundesebene ab.

II. Gesamtwertung der IDS zu allen Wahlergebnissen 2009 für die LINKE.Dresden
Ausgehend von den negativen Wahlergebnissen und dem fallenden Einflusstrend der LINKEN.Dresden erwartet die IDS, dass sich der Stadtvorstand zu seiner politischen Verantwortung bekennt.
Die IDS ist nicht der Meinung, dass früher bestehende Unklarheiten und Dissonanzen nun überwunden sind und dass es eine erfolgreiche, klare kommunalpolitische Linie gibt. Die IDS sieht in den inneren Prozessen der letzten Jahre mit Fraktionsspaltung und Ausgrenzungen einen gewachsenen Trend, der eine gefährliche innere Erosion darstellt und mit zahlreichen Parteiaustritten verbunden war und ist. Die IDS sieht mit Sorge, dass der Stadtverband die Fähigkeit verloren hat, den pluralistischen Meinungsstreit offen zu führen und politisch produktiv und motivierend zu machen, sondern beobachtet kritisch die Tendenzen seiner Behinderung und Verhinderung.
Die IDS kann die Ursachen für die Wahlergebnisse nicht allein „innerparteilichen Querelen“ und der Haltung sogenannter „Abweichler“ zuschreiben, sondern sieht den seit 2004 zugespitzten Gesamtprozess der zunehmenden Distanzierung von der Fraktion und insbesondere von ihren langjährigen Akteuren und Kompetenzträgern bis zur Spaltung und Ausgrenzung als verstärkt weiter wirkendes Demokratiedefizit mit nachhaltigen Außenwirkungen auf die Vertrauenswürdigkeit linker Kommunalpolitik.
Die IDS empfiehlt dem Stadtverband, sich bewusst um die stärkere Einbeziehung von bisherigen linken Politikträgern und Kompetenzträgern der Kommunalpolitik in das Parteileben bemühen.
Die IDS erwartet von der Führung des Stadtverbandes und den Ortsverbänden sich nun selbstkritisch mit den genannten Erscheinungen auseinanderzusetzen. Sie fordert, dass der Stadtvorstand eine gründliche Analyse der politischen, organisatorischen, personellen und motivatorischen Ursachen gemeinsam mit den Ortsverbänden vornimmt und Schlussfolgerungen für die weitere politische Arbeit des Stadtverbandes und seiner Führung zieht. Die IDS geht davon aus, dass sie in diese Analyse aktiv einbezogen wird und wird sich aktiv darauf vorbereiten.
Für die gravierenden Stimmenverluste der LINKEN in Dresden sieht die IDS insbesondere folgende Aspekte als wesentlich an:
a) Seit 2004 hat die Linke in Politikstil und Inhalt eine Profilwandlung vollzogen, die für die Bürger z. T. nicht verständlich ist und die die Identifikation unserer bisherigen Wählerschaft mit der LINKEN fühlbar einschränkt.
b) Bis 2004 hat die PDS eine von einem breiten Bevölkerungsspektrum anerkannte Kommunalpolitik verfolgt und mit kompetenten und anerkannten Personen in berechenbarer Weise vertreten. Die zunehmende öffentliche Distanzierung des Stadtverbandes von dieser sachorientierten und an realpolitischen Zielen ausgerichteten Politik sowie von den sie vertretenden kommunalpolitischen Kompetenzträgern wird von erheblichen Teilen des Wählerpotentials nicht unterstützt.
c) Die Spaltung der Stadtratsfraktion kann von den Bürgern auch heute noch nicht nachvollzogen werden und wird als Abkehr von Prinzipien der pluralistischen Demokratie wahrgenommen, obwohl seitens des Stadtverbandes der WOBA-Verkauf als vereinfachtes Trennungsmuster dargestellt wird. Der mit Disziplinierung und Ausgrenzung verbundene Politikstil innerhalb des Stadtverbandes wird außerhalb der Partei als Dominanz von Eigeninteresse und Machtbestrebungen gegenüber den inhaltlichen Zielstellungen interpretiert. Das untergräbt das Vertrauen in die Linke und ihre politischen Aussagen.
d) Die Liste der Kandidaten ließ für die Wähler die Kontinuität vermissen, die sich auf den Listen der Kommunal-Wahlkreise vergeblich an bekannten Namen und Gesichtern zu orientieren versuchten.
e) Die teilweise Unterstützung des WOBA-Verkaufs durch Teile der damaligen Fraktion hat zahlreiche PDS-Sympathisanten irritiert, umso mehr als ihnen die komplizierte Entscheidungssituation im Zusammenhang mit dem hoch verschuldetem Haushalt durch die politischen Äußerungen der PDS.Dresden nicht erläutert wurde.
f) Da die bedeutenden Ergebnisse in der zurückliegenden Wahlperiode (Schulen, KITA, Sport, Radverkehr, ...) und die durch das Stimmengewicht der linken Kräfte der CDU abgerungene erhöhte Aufgeschlossenheit für soziale Ziele den Wählern nicht als Erfolg linker Politik nahe gebracht wurden, wurde diese Politik auch nicht honoriert.
g) Demgegenüber hat sich die neue Fraktion stark auf Forderungen und so gut wie gar nicht auf machbare kommunalpolitische Ergebnisse durch parteiübergreifende, ergebnisorientierte Lösungen orientiert. Dieser Stil hat maßgeblich zu einem lagerorientierten Klima in den Stadtratsentscheidungen geführt, welches die Wahlmotivation der Bürger generell beeinträchtigt.
h) Erwähnt werden müssen bei den Wahlergebnissen auch die deutlich geringeren finanziellen Mittel, die durch den „sorglosen“ Mehrverbrauch bei der OB-Wahl 2008 deutlich geringer waren als 2008.

Freitag, 30. Oktober 2009


Lange angekündigt - endlich erschienen!

Für regelmäßige, langjährige bzw. sammelwütige Blätt'l-Leser:
Seit gestern, dem 29.10.2009, gibt es die BEGA - die Blätt'l Elektronische GesamtAusgabe! Man muß sich bei Interesse nur bei ehemaligen oder heutigen Redaktionsmitgliedern oder ihnen nahestehenden Leuten melden. (Zum Beispiel bei mir.)

Ronald Weckesser

Dienstag, 27. Oktober 2009

Was mich mein Opa lehrte

von André Thämelt

Mein Opa hat mir viel beigebracht. Er lehrte mich politische Dinge in der Welt zu verstehen. Er zeigte mir, wie man auf schwierige Fragen in der Politik Antworten findet. Wenn in der Politik unverständliches passierte, sagte er immer: „Überlege wem nützt es?“ und dann sieh als nächstes „Wer setzt sich am meisten für diese Dinge ein?“ ! Dann meinte er immer noch, „Wenn 1. und 2. zusammentrifft, dann bist du auf dem richtigen Weg!“

Mein Opa ist schon viele Jahre tot. Aber seine Lehre hilft mir noch immer.

Auf die jüngste Politik unserer Partei kann ich dies ganz gut anwenden. Nun haben wir in den letzten 2 Jahren fünf Wahlen hinter uns gebracht. Und vorher erlebten wir doch die Spaltung unserer Fraktion.

Was haben die Wahlen gebracht? 4 Niederlagen und einen halben Erfolg, welcher nicht von der Dresdener Linken abhing!

Die 4 Niederlagen hängen meiner Meinung nach, unmittelbar mit der Fraktionsspaltung zusammen.

WEM NÜTZTE DIESE ?
Zuerst unseren politischen Konkurrenten. Haben diese dazu beigetragen? Nein! Dies war einzig und allein ein hausgemachtes Problem. Ob CDU, Grüne oder andere, alle konnten sich genüsslich zurücklehnen und zuschauen wie es ausgeht.
Wem nützte es dann?
  • Unserer Landesvorsitzenden! Sie konnte ihre wacklige Position stärken.
  • Unserem Stadtvorsitzenden! Auch er konnte seine Position stärken. Außerdem hat er ja sonst keinerlei Akzente setzten können.
  • Unserem neuen Fraktionsvrsitzenden! Er hätte wohl sonst auf lange Zeit keine Möglichkeit gehabt dies zu werden! Und das wegen fehlender Kompetenz .
  • Dem Geschäftsführer der Fraktion! Er wollte schon immer mehr werden, als er kann.
Der Partei? Nein, sie verlor!

UND WER SETZTE SICH AM MEISTEN FÜR DIE SPALTUNG EIN ?

Genau diese vier! Und natürlich ihre Mitläufer.

Ich bin meinem Opa wirklich dankbar! So kann ich dies alles verstehen.
Anmerkung der Redaktion:
Das Foto stellt nicht den Opa von André Thämelt dar, sondern Wilhelm Liebknecht. 
Der hätte aber vermutlich ähnlich argumentiert.

Top-10-Artikel (nach Beliebtheit) - seit Blogbeginn (mehr im Archiv oder per Suchfunktion)

Vorsicht Werbung:

Irgendwoher muss das Geld ja schließlich kommen ;-)