von Brigitte Drechsel
Es gibt sicher viele Gründe, warum jemand - immerhin weit über 10 000 Menschen - am 13.Februar 2010 zu der Menschenkette im Stadtzentrum gegangen ist. Man konnte auch zum Friedensgottesdiens gehen. Auch das waren nicht wenige. Traditionell wird am 13.Februar in Dresden der Opfer des Luftangriffes von 1945 gedacht.
Aber es waren unzweifelhaft die Blockierer in der Neustadt, die den Naziaufmarsch in diesem Jahr verhinderten. Das gibt aber niemandem das Recht, diejenigen zu diskreditieren, die eine andere Form des Protestes gewählt haben. Auch diese Menschen prägten am 13. Februar 2010 das Bild Dresdens nach außen. Und es war kein unwesentliches! Selbst nur um die Medien zu bedienen, wäre für mich ein akzeptabler Grund, die Menschenkette aktiv zu unterstützen.
Leider ist der Artikel von J.-A. Igel in der letzten Ausgabe von "Die Linke" nicht dazu geeignet, "die Spaltung der Stadt zu überwinden", wie die Überschrift verlauten lässt. Die Linke in Dresden erweist sich einen Bärendienst, wenn sie glaubt, im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein, glaubt, nur ihr Tun ist das richtige.
Anstatt diesen Erfolg zu nutzen und zu versuchen, dort anzuknüpfen, um vielleicht im nächsten Jahr verschiedene Aktionen unter ein gemeinsames Motto zu stellen, werden Tausende Menschen ausgegrenzt.
Immerhin sollten wir anerkennen, dass sich in diesem Jahr so viele Menschen wie in den ganzen letzten Jahren nicht gegen Rechts positionierten. Und ich bin mir nicht so sicher, ob ich alle, die sich jetzt als Helden auf die Schulter klopfen, in den letzten Jahren bei den entsprechenden Demos sehen konnte.
Mir ist auch nicht ganz klar, wieso unsere erfahrenen Politiker, unter denen es ja auch eine ganze Reihe hochqualifizierte Juristen gibt, im Vorfeld nicht einschätzen konnten, was passiert, wenn öffentlich zu einer Blockade einer offiziell genehmigten Demonstration aufgerufen wird. Wir wissen doch, wie diese Demokratie funktioniert.
Dresden, 18.02.10