Sonntag, 21. Februar 2010

Wer hat dem 13. Februar zum Erfolg verholfen?

von Brigitte Drechsel

Es gibt sicher viele Gründe, warum jemand - immerhin weit über 10 000 Menschen - am 13.Februar 2010 zu der Menschenkette im Stadtzentrum gegangen ist. Man konnte auch zum Friedensgottesdiens gehen. Auch das waren nicht wenige. Traditionell wird am 13.Februar in Dresden der Opfer des Luftangriffes von 1945 gedacht.

Aber es waren  unzweifelhaft die Blockierer in der Neustadt, die den Naziaufmarsch in diesem Jahr verhinderten. Das gibt aber niemandem das Recht, diejenigen zu diskreditieren, die eine andere Form des Protestes gewählt haben.  Auch diese Menschen prägten am 13. Februar 2010 das Bild Dresdens nach außen. Und es war kein unwesentliches! Selbst nur um die Medien zu bedienen, wäre für mich ein akzeptabler Grund, die Menschenkette aktiv zu unterstützen.

Leider ist der Artikel von J.-A. Igel in der letzten Ausgabe von "Die Linke" nicht dazu geeignet, "die Spaltung der Stadt zu überwinden", wie die Überschrift verlauten lässt. Die Linke in Dresden erweist sich einen Bärendienst, wenn sie glaubt, im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein, glaubt, nur ihr Tun ist das richtige. 
Anstatt diesen Erfolg zu nutzen und zu versuchen, dort anzuknüpfen, um  vielleicht im nächsten Jahr verschiedene Aktionen unter ein gemeinsames Motto zu stellen, werden Tausende Menschen ausgegrenzt.

Immerhin sollten wir anerkennen, dass sich in diesem Jahr so viele Menschen wie in den ganzen letzten Jahren nicht gegen Rechts positionierten. Und ich bin mir nicht so sicher, ob ich alle, die sich jetzt als Helden auf die Schulter klopfen, in den letzten Jahren bei den entsprechenden Demos sehen konnte.

Mir ist auch nicht ganz klar, wieso unsere erfahrenen Politiker, unter denen es ja auch eine ganze Reihe hochqualifizierte Juristen gibt, im Vorfeld nicht einschätzen konnten, was passiert, wenn öffentlich zu einer Blockade einer offiziell genehmigten Demonstration aufgerufen wird. Wir wissen  doch, wie diese Demokratie funktioniert.

Dresden, 18.02.10                   

Donnerstag, 18. Februar 2010

13. Februar 2010 im Chat über Kontinente

Dr. Herbert Lappe
(Jüdische Gemeinde Dresden) 
18.02.2010
Lieber Bernd,

Du warst gerade von der Blockade zurückgekommen - ich von der Menschenkette an der Synagoge. Beide waren wir sehr aufgewühlt: Was für ein Erfolg für die Demokratie!

Im Nachgang sende ich Dir eine Chat-Montage. Mit offenem Ende. Die Diskussion hält noch an.

Micah, Haifa
Herbert, Gratulation! Toll, dass ihr die Nazis nicht reingelassen habt. Und so viele Menschen haben friedlich demonstriert. Könnt ihr nicht nach Israel kommen, um unsere Aktionen zu unterstützen?
Emily, NY
.. zeigt wieder mal deutlich, dass ziviler Ungehorsam notwendig ist. Ohne ihn, währe die Bürgerrechtsbewegung in den USA undenkbar gewesen. Sie war die Voraussetzung dafür, dass heute ein Farbiger die USA regiert.
Klaus, Berlin
Ihr habt ja eine tolle OB. Ich zitiere:
Originalzitate Orosz, Oberbürgermeisterin in Dresden
„ ... Denn diese Einkehr, diese Stille, diese Trauer – das ist eine starke Mahnung, dass niemals wieder geschehe, was damals geschah. Dieser Tag vereinigt die Überlebenden mit den Nachgeborenen in der Erinnerung daran, wer diesen verdammten Krieg losgetreten hatte, der fünfeinhalb Jahre später seine Krallen auch nach Dresden ausstreckte: die Nazis und ihre willigen Helfer, von denen es, dies sei gesagt, auch in Dresden, nicht wenige gab. ...
http://www.dresden-fernsehen.de/default.aspx?ID=11262&showNews=643961
... Unsere Kette berührt die Synagoge, jenen Ort, dessen Vernichtung durch die Nazis am 9. November 1938  gleichsam der Auftakt zur Vernichtung Zehntausender Menschen-Orte und des Mordes an Millionen Menschen war ...“   http://13februar.dresden.de/de/aufruf/rede_01.php
Herbert, Dresden
Ja und nein. Sie hat noch nicht begriffen, dass Blockade und Menschenkette untrennbare Bestandteile demokratischen Handelns sind.
Bernd, Dresden
Hat sie nicht. Und der Eiertanz vorher zeigt das. Doch jetzt mal  eine andere Wahrheit. Ich zitiere
Originalzitate Uwe Schaarschmidt (Pressesprecher DIE LINKE, Dresden)
„Das war doch zu erwarten. Fakt ist eines, und das muß auch kommuniziert werden: Orosz, Tillich und ALLE die den Menschenketten-Scheiß mitgemacht haben, sind einfach erbärmliche Feiglinge! Diesen Rotz braucht kein Mensch. Feierabend!“
Quelle: Auszug aus Beitrag in Facebook-Usergroup mit über 400 Mitgliedern
"Gerade bimmeln in Dresden die Opferglocken. Fenster aufgemacht, laut 'Ruhe!' gebrüllt. ..."

Hans, Wien
Der spricht doch schlimmer als früher unser Heider.
Herbert, Dresden
Wie kommst Du drauf - das ist der Pressesprecher der Dresdner LINKEN.
Hans, Wien
Unglaublich. Diese Sprache kenne ich doch noch ...
Herbert, Dresden
         Die Sprache verrät das  Denken

Micah, Haifa
Diesen Ton kenne ich auch: Von unseren Nazis.
Emily, NY
Solche Wirrköpfe hatten wir auch.
Bernd, Dresden
Dann setze ich noch eins drauf und zitiere mal das nächste
Originalzitat Hans-Jürgen Muskulus (Vorsitzender DIE LINKE, Dresden)
„Wenn wir in Zukunft Teile bzw. Teilnehmer der Menschenkette für uns gewinnen wollen, dürfen wir diese nicht bloßstellen. Hier sollten wir die "Macher" angreifen und die "einfachen" Teilnehmer ermutigen, sich künftig uns anzuschließen.“
Quelle: Auszug aus Mail-Antwort Hans-Jürgen Muskulus an Hans-Werner Gebauer
Micah, Haifa
Heißt das, Der Pressesprecher ist nicht allein, sondern sein Vorsitzender teilt diese kruden Ansichten.
Hans, Wien
Wie bitte?  das ist der Vorsitzende der LINKEN in Dresden? Und der andere sein Pressesprecher? Haben die überhaupt  nichts gelernt? Wir wissen doch, dass man  Faschismus nur durch eine Einheit aller Nazigegner und Demokraten besiegen kann. Es gibt da keine Guten und Schlechten.
Emily, NY
Von Ralph Giordano habe ich gelernt:
„Die Feinde meiner Feinde sind nicht unbedingt meine Freunde.“
DER CHAT GEHT WEITER ...

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